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.Die stille, dumme und irgendwie klägliche Gerda – das ging doch nicht zusammen, Gerda und Melodramatik – oder Gewalt.Gerda konnte doch überhaupt niemanden erschießen.Die innere Unruhe wuchs wieder.Nein, nein, so etwas darf man nicht denken.Denn wer sonst hätte John erschießen sollen? Außerdem hatte Gerda doch mit dem Revolver in der Hand genau bei ihm gestanden.Mit dem Revolver, den sie aus Sir Henrys Zimmer geholt hatte.Gerda hatte aber doch erzählt, dass sie den toten John entdeckt und den Revolver aufgehoben hatte.Schon, nur – was hätte sie denn sonst erzählen sollen? Sie musste doch irgendetwas sagen, das arme Ding.Wirklich fein von Henrietta, sich vor Gerda zu stellen – zu behaupten, Gerdas Version sei sehr gut möglich.Henrietta hatte die unmöglichen Alternativen gar nicht bedacht.Aber Henrietta war gestern Abend sehr komisch gewesen.Nun, das lag natürlich am Schock, weil John Christow ja tot war.Die arme Henrietta – sie hatte John ja so schrecklich gern gehabt.Bestimmt kam sie mit der Zeit darüber weg – man kommt über alles weg.Dann würde sie Edward heiraten und nach »Ainswick« ziehen – und Edward würde endlich glücklich sein.Henrietta hatte Edward doch immer von Herzen geliebt.Da war nur dieser John Christow mit seinem aggressiven, herrischen Charakter dazwischengekommen.Seinetwegen hatte Edward so – so farblos gewirkt.Als Midge an diesem Morgen zum Frühstück nach unten kam, stellte sie verblüfft fest, dass Edwards Persönlichkeit sich bereits durchzusetzen begann.Ohne John Christows beherrschende Gegenwart wirkte er selbstsicherer, nicht mehr so zaudernd und zagend.Er unterhielt sich freundlich mit dem miesepetrigen und maulfaulen David.»Du kannst doch öfter mal nach ›Ainswick‹ kommen, David.Ich fände es schön, wenn du dich da zuhause fühlen und es richtig kennen lernen würdest.«David langte nach der Marmelade und erwiderte kühl: »Derartige große Anwesen sind eine Farce.Die gehören aufgeteilt.«»Solange ich lebe, wird das hoffentlich nicht passieren«, lächelte Edward zurück.»Meine Pächter sind jedenfalls alle rundum zufrieden.«»Das sollten sie lieber nicht.Zufrieden soll überhaupt kein Mensch sein.«»Wenn Affen mit ihrem Schwanz zufrieden wären…«, murmelte Lady Angkatell, die vor der Anrichte stand und zerstreut eine Schüssel mit gebratenen Nieren anstarrte.»Oder wie ging das Gedicht noch? Lernt man das nicht als Kind? Also jedenfalls, David, ich muss mich unbedingt mal mit dir unterhalten und all die neumodischen Ideen kennen lernen.Soweit ich weiß, soll man zwar alle Welt hassen, aber auch aller Welt kostenlose medizinische Versorgung und jede Menge Bildung zukommen lassen – nein, die armen Häschen, wenn erst mal all die hilflosen Kleinen jeden Tag in die Schulen getrieben werden.Ach, und Lebertran, den kriegen alle Säuglinge reingewürgt, ob sie wollen oder nicht – und der riecht so grässlich!«Lucy, fand Midge, benahm sich schon wieder wie immer.Auch Gudgeon, an dem sie in der Eingangshalle vorbeikam, sah aus wie immer.Das Leben im »Eulenhaus« lief offensichtlich wieder in normalen Bahnen.Nach Gerdas Abreise schien die ganze Angelegenheit wie ein Traum.Draußen knirschten die Kiesel, und Sir Henry stieg aus dem Wagen.Er war über Nacht in seinem Club in der Stadt geblieben und erst frühmorgens zurückgefahren.»Nun, mein Lieber«, grüßte Lucy, »alles in Ordnung?«»Ja.Die Sprechstundenhilfe war da – tüchtiges Mädchen, kennt sich aus.Hat gleich alles in die Hand genommen.Da gibt es wohl eine Schwester.Die hat die Sprechstundenhilfe antelegrafiert.«»Ich wusste es doch«, frohlockte Lady Angkatell.»Und die wohnt in Tunbridge Wells?«»Bexhill, glaube ich.« Sir Henry sah verdutzt drein.»Will ich doch meinen!« Lucy erwog, ob Bexhill passte.»Doch ja – ziemlich plausibel.«Gudgeon erschien.»Sir Henry, Inspektor Grange hat angerufen.Der Termin vor dem Untersuchungsgericht ist am Mittwoch um elf Uhr.«Sir Henry nickte.Lady Angkatell sagte: »Midge, du solltest in deinem Laden da anrufen.«Midge ging zögernd zum Telefon.Ihr Leben war bisher so normal und durchschnittlich gewesen, dass sie das Gefühl hatte, ihr fehlten die richtigen Worte, um ihrer Arbeitgeberin zu erklären, dass sie nicht nach vier Tagen Urlaub zurückkommen könne, und zwar dank des Umstands, dass sie in einen Mordfall verwickelt war.Das klang doch nicht glaubwürdig.Es fühlte sich noch nicht einmal glaubwürdig an.Und Madame Alfrege war auch nicht die Unkomplizierteste, wenn es um Erklärungen ging, und auch sonst nicht.Midge schob entschlossen das Kinn vor und nahm den Hörer ab.Es war so unangenehm, wie sie befürchtet hatte.Die giftige kleine Geschäftsfrau mit ihrer heiseren Lispelstimme am anderen Ende war aufgebracht.»Was sagen Sie da, Miss Hardcastle? Jemand gestorben? Beerdigung? Sie wissen sehr genau, ich bin knapp an Personal! Glauben Sie ja nicht, dass ich Ihnen das abnehme – nein, Sie machen sich einen schönen Lenz, da möchte ich wetten!«Midge fiel ihr harsch und energisch ins Wort.»Polizei? Polizei, sagen Sie?« Es klang fast wie ein Aufschrei.»Sie sind mit der Polizei zugange?«Midge biss die Zähne zusammen und erklärte noch einmal die Lage.Seltsam, wie anrüchig die Frau am anderen Ende das Ganze dastehen ließ.Als vulgäre Polizeigeschichte.Was für alchimistische Fähigkeiten Menschen haben können!Edward kam ins Zimmer, sah Midge am Telefon und wollte wieder gehen.Sie hielt ihn auf.»Bleib hier, Edward.Bitte.Ach, das wäre mir lieb.« Edwards Anwesenheit im selben Zimmer gab ihr Kraft – machte das Gift wirkungslos.Sie nahm die eine Hand wieder von der Sprechmuschel.»Wie? Ja.Das tut mir leid, Madame
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