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.Ja, meine weiche Bleistiftspur soll sich verbinden mit dem Harten, demLapidaren, nach dem Vorbild der Sprache meiner Vorfahren, wo der Ausdruckfür den »eintönigen Finkenlaut« abgeleitet ist von dem Wort für eineneinzigen »Buchstaben«.Denn ohne die Wortwinkel ist die Erde, die schwarze,die rote, die begrünte eine einzige Wüste, und kein Drama, kein Geschichts-Drama will ich mehr gelten lassen als das von den Dingen und Wörtern derlieben Welt - dem Dasein -, und die Bombe, welche die Viehsteig-Pyramidebedroht, soll dort weich auftreffen in Gestalt jenes Worts für eine »länglicheBirne«! Ich werde einen Ausdruck finden für das dunkle Innere einer weißenKastanienblüte, das Gelb des Lehms unter dem nassen Schnee, dasÜberbleibsel der Blüte am Apfel und den Laut des aufspringenden Fisches imFluß!Ich öffnete wieder die Augen und ging wieder vor der Feldhütte auf und ab,immer schneller, so als wollte ich einen Anlauf nehmen.Ich hielt wieder inne.Ich fühlte den Brustkorb zum Instrument geworden, und so schrie ich los.DerFilip Kobal, der seit jeher wegen seiner leisen Stimme überhört und in demgeistlichen Heim von den Aufsehern gerügt worden war, weil sein Beten»nicht durchdrang«, schrie, daß alle, die ihn kannten, ihn von da an mitanderen Augen betrachtet hätten.Etwas Vergleichbares hatte sich bisher nur einmal begeben, eben in demInternat, als er eines Tages, von sich selber überzeugt, nicht singen zukönnen, von dem Lehrer dazu aufgefordert, sich beklommen erhob,atemholte und, mitten in der vor sich hinbrütenden Klasse, aus seinemtiefsten Innern einen fremdartigen und zarten Gesang anstimmte, welcher dieZuhörer zuerst auflachen und dann seltsam scheu wegblicken ließ, und seitjeher schon, so dachte der Sänger, ganz unten in ihm gesteckt haben mußte.Auf der Hochebene nun, wo er allein war, kam aus ihm kein Singen, auchkein Brüllen oder ein Rufen, sondern ein klares Schreien, das geradezuherrisch sein Recht suchte.Er schrie aus sich heraus die lakonischen oderschwingenden, die einsilbigen oder vielsilbigen Wörter des Bruderbuchs.DieWörter gingen hinaus in das Land und zeitigten auf den leeren Viehsteigen einEcho, dessen anderer Name »Weltgeräusch« war.Und bei jedem Schreigewahrte ich die offenen Ohren der Vorfahren, ihre belustigten Brauenbögenund ihre heiteren Mienen.Ich stemmte das Buch in die Höhe, berührte es mit den Lippen, verbeugtemich vor dem Ort.Dann schnitt ich von der Hasel an der Ecke der Hütte einenStock, ritzte diesem den Namen des Orts und das Jahr ein - »Dobrawa,Slovenija, Jugoslavija 1960« - und erklärte ihn zu unserer Stele, mitAufwärtszählung.- Wie ohne Hoffnung auf eine Zukunft dabei derZwanzigjährige war (nie mehr würde sein König erscheinen); und wieunerschütterlich war seine Erwartung in die Gegenwart; und wie schwach,oder vorsichtig, ist die Stimme dessen, der ihn wiederholt.Wird sie nicht längst übertönt von den aus allen Himmelsrichtungen, aus allenTalschaften, auf die Tischebene schallenden Kommandoschreien in denKasernenhöfen, den schießübenden, feldgrauen Soldaten und dem Scharrender Grabschaufeln im Ortsfriedhof? Nein, immer noch, wo ich auch bin,muten die blinden Fenster und die leeren Viehsteige mich an als dieWasserzeichen eines Reiches der Wiederkehr, angesichts dessen der Pfiff einerLokomotive ebenso Taubenruf werden kann wie Indianerschrei.Immer nochspüre ich die Schnur des Seesacks, mit dem Buch der Wörter drin, an meinerSchulter.Mutter, dein Sohn geht immer noch unter dem Himmel!Hinstürzend auf die Erde, erfuhr ich dann ein für allemal, was der Geist ist.3.Die Savanne der Freiheit und das neunte LandIch bin damals auf der Hochfläche geblieben, bis das Nachbild der Sonne vonmeiner Augenhaut schwand.Es war, als drehte sich in mir, immer langsamer, eine Achse, mit der ich auchdie Dinge in meinem Rücken erfaßte.Hinter den nördlichen Bergen stand eineBrandwolke, in der Vorstellung genau über dem Elternhaus.Aus derWestwand der Scheune hatte man, zur Belüftung, ein Muster aus Herz, Karo,Pik, Eichel gesägt, und durch die schwarzen Löcher wehte meines Vatersjahrhundertealte Verlassenheit.Rückwärts verließ ich den Ort und drehte mich auch später im Gehenwiederholt nach ihm um.Ein kleiner Vogel stieg hoch über den Rand desPlateaus, wie gerade unten der Hand des Zwergs entschlüpft, der so dasSteinwurfduell mit dem Riesen gewinnen wollte, und fiel dann aus der Luftwie abgeschossen.Der See hinten am Talschluß erschien im letzten Licht desTages gallertig, wobei ich ihn mir voll von ertrinkenden Bienen dachte, die mitden durchsichtigen Flügeln kreiselten.Hin ging ich jedesmal mit gesenktem Kopf, zurück mit erhobenem.An einemder Eingangshäuser des Dorfs war die Tafel angebracht, welche besagte, imKeller hier habe man sich an dem angegebenen Tag des Jahres 1941 erstmalszum Widerstand gegen den Faschismus versammelt.(In jedem slowenischenOrt, durch den ich noch kommen sollte, stieß ich dann auf ein Gebäude mitder entsprechenden Inschrift
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