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.Der Geruch desTodes wurde durch den von Seetang und faulendem Fisch überlagert."So ist es besser",seufzte die alte Hexe erleichtert."Leb wohl, Cynthia.Oh, hätten wir einander doch schonfrüher kennengelernt, dann hätte ich dir viel mehr beibringen können.Aber ich hab dichgelehrt, was ich wußte.Du mußt häufig üben, ja? Ich hab dir den Feuerzauber gezeigt und dasTintenfaß und die Verwandlung & " Sie verstummte.Ihr Gesicht erstarrte und wurde seltsamleer.Cynthia schloß die Augen.Die Schankwirtin, die Tochter der Alten, brach in Tränen aus."Fahr wohl, Xanthe", sprach Cynthia und seufzte.Feindinnen waren sie einst gewesen undFreundinnen dann geworden.Aber Feinde und Freunde gleichermaßen zu verlieren, das warder Lauf der Dinge & Was sind wir und was nicht? Der Mensch ist nur der Schatten einesTraumes, dachte sie und sagte laut:"Komm, hol Wasser und Linnen, dann helf ich dir, sie aufzubahren, bevor ich gehe.Ich mußheut abend noch mehr Krankenbesuche machen."Sie wuschen den zerbrechlichen, alten Leichnam und hüllten ihn in ein Leintuch, das dieWirtin aus ihrer Truhe genommen hatte; es mochte zu einer Mitgift gehört haben hätte aberauch Diebesgut sein können."Wie spät ist es?""Sonnenuntergang", sagte Cynthia.Durchs offene Fenster strömte rötliches Licht herein."Nicht wahr? Wir haben doch sicher nicht die ganze Nacht hier zugebracht." "Und der Mondist im letzten Viertel", bemerkte die Schankwirtin."Sie wird mit dem Tidenwechselhinausgehen." "Wohin?"Die Wirtin zuckte die Achseln und grinste schief."Derlei Dinge hat sie mir nie gesagt."Xanthes Enkel, der kleine Perikles, folgte Cynthia die wacklige Treppe hinab zurSchankstube."Du willst doch nicht etwa jetzt da rausgehn? Es wird Nacht.""Keine Angst", antwortete sie."Ich komme seit Tagen hierher, die Leute kennen mich schon.Die einen halten mich für eine Hexe, die anderen für eine Ärztin & also jedenfalls fürjemanden, mit dem sich wohl keiner anlegen würde.Ich habe kein Geld, und um meinerSchönheit willen wird mich auch niemand niederschlagen.""Sei dir nicht so sicher", sagte Perikles und grinste.Er mochte dreizehn oder vierzehn Lenzezählen und war klein für sein Alter, aber recht aufgeweckt."Wenn du lächelst, und ich habdich schon lächeln gesehen, bist du nicht annähernd so übel, wie du glaubst.Aber wenn dupartout raus willst, sollte ich dich wohl lehren, wie man mit einem Dolch umgeht.""O darin hab ich Erfahrung! Mach dir also um mich keine Sorgen", erwiderte Cynthia.Abernun ertappte sie sich dabei, daß sie mit geschlossenen Augen gegen den Türrahmen lehnte &"Entschuldige", sagte sie und wischte sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht."Mir geht esgut, Perikles.Ich bin nur müde.Vielleicht besuche ich dich morgen."Als Cynthia in die Gaststube trat, beendete Xanthes Schwiegersohn die zähe Diskussion, dieer mit einigen neapolitanischen Matrosen geführt hatte, und schenkte ihr einen Becher Weinein.Aber ihr Geld dafür wies er lächelnd zurück.In der Schankstube war es dunkel undstickig.Auch hier hätte man besser die Läden geöffnet aber da hätten wohl die meistenGäste protestiert.Die waren nämlich sozusagen beim Frühstück, stärkten sich für diekommende Nacht: Es waren Straßenräuber, Einbrecher, Strichjungen und Prostituierte allerArt.Sie schenkten Cynthia ebensowenig Beachtung wie sie ihnen: Man kannte sie, wiegesagt.Den Fremden bemerkte Cynthia nur, weil er sie anstarrte.Als sie aus den Augenwinkelnseinen leuchtenden Blick auffing, wandte sie leicht den Kopf und musterte ihn gründlich,ohne ihn aber direkt anzusehen.Ein dunkelhaariger, schwarzbärtiger Typ, der schielte und vierzig Jahre alt sein mochte undsie halb lächelnd anstarrte.Einer, den sie & der sie kannte? Als Kind hatte sie, ihr Haar untereinem Turban verborgen, oft im Hafen von Alexandria gespielt, als Junge unter Jungen, bisdie Zeit und ihr rasches Wachstum das unmöglich machten.Und sie unkenntlich, oder nicht?Woher kannte der Mann sie also wenn er sie kannte?(Ein dunkler, schielender Bursche mit einem irritierenden kleinen Lächeln, der ein Cape trug,das viel gekostet haben mußte, jetzt aber verschmutzt und am Saum von Ratten zernagt war.Irgend etwas glitzerte an seinem Hals & ) Cynthia trank ihren Wein aus und stellte den Becherlangsam ab."O danke, nichts mehr.Ich muß noch andere Patienten besuchen." Damit wandtesie sich zum Gehen.(Der Kerl setzte ein breites Lächeln auf und entblößte seine langen,gelben Vorderzähne.Irgend etwas schien ihn zu amüsieren.Das Ding an seinem Hals war ausgehämmertem Kupfer.Es bestand aus einem Kreis und einem Dreieck ein Zeichen, das sieschon früher gesehen hatte, sie erinnerte sich dunkel daran.Sie schlug ihren Umhang um ihreSchultern und trat auf die Straße hinaus.Die Schatten der westlichen Berge waren über dieInsel gefallen, oben am Himmel leuchtete Hesperus.Erst geh ich zu Daphne, dachte Cynthia,denn Daphnes Mann, ein Hafenarbeiter, war an der Seuche erkrankt und würde in dieserNacht oder am nächsten Tag sterben.Bis zu ihrem Haus war es nicht weit; sie konnte dendirekten Weg nehmen, eine enge, von Ratten bevölkerte Gasse, oder einen Umweg machen:drei Seiten eines Straßengevierts und sodann am Kai entlang.Hier waren zwei Häuser so weitnach rechts geneigt, daß auch sie sich nach rechts neigen mußte, um zwischen ihnenhindurchgehen zu können & und hier waren zwei Stufen, die verfault aussahen, aber nochheil waren, und da war auch schon der Hafen.Am Kai lag ein Schiff vertäut, das am Morgen noch nicht dagewesen war.Langer Bug,elegante Linien, vielleicht ein alexandrinischer Segler? (Womöglich war der rattenhafte Typin der Kneipe doch ein alter Bekannter gewesen!) Sie ging längsseits bis zur Laufplanke, aufder Schauerleute in zwei Reihen zwischen Deck und Kai hin und her pendelten und dieLadung aus Weinamphoren sowie Kupfer- und Rohglasbarren löschten.O ja, das war bestimmt ein ägyptisches Schiff: Auf dem Schandeck hockte nämlich eineKatze! Das exotische Tier leckte sich eifrig die Pfoten und kratzte sich die Ohren."Hallo, Katze", grüßte Cynthia.Die blickte sie an und streckte sich auf das Anderthalbfacheihrer Normallänge.Als Cynthia sie nun mit "Pscht, pscht" lockte, sprang sie mit einem Satzauf die Planke, schlüpfte zwischen den Beinen der Schauerleute durch und ließ sich mit einemtiefen, behaglichen Schnurren von ihr die Ohren kraulen.Cynthia hatte seit Jahren keine Katzen gesehen.Im alten Ägypten, vor der EroberungAlexandriens, waren sie heilige und den Göttern geweihte Tiere gewesen, auf deren Ausfuhrdie Todesstrafe stand.Sogar jetzt, unter der aufgeklärten Herrschaft der Ptolemäer (diekeinem in seine Geschäfte dreinredeten, solange für die königliche Schatzkammer etwasdabei heraussprang), hatten nur wenige Exemplare dieser Art den Weg in andere Ländergefunden, bislang jedenfalls.Die nun um sie herumstreichende Katze hatte ein goldbraunes Fell, das in den letzten Strahlender untergehenden Sonne rötlich aufschimmerte, und eine dünne schwarze Linie rund umsMaul.Wenn sie gähnte, zeigte sie ein beeindruckendes Gebiß, und dann erinnerte sie an einekleine Löwin."Guten Abend", grüßte der Kapitän, der etwas erhöht an der Reling stand."Was führt Euchhierher?""Ich bin Ärztin", erwiderte Cynthia."In dieser Stadt wütet eine Seuche."Der Kapitän schlug das Zeichen gegen das Böse."Welcher Art?" "Das weiß ich noch nicht",antwortete sie."Ich bin ihr in diesem Monat erstmals begegnet, hier in diesem Viertel.So einHafen ist ein Seuchenherd, wie Ihr ja wißt; da sind nun einmal die Schiffe, die aus fremdenLändern Krankheiten einschleppen & das soll nichts gegen das Eure sagen, mein Herr, Ihrseid eben erst eingelaufen & und dann leben die Menschen hier so dicht gedrängt, daß sieeinander anstecken.Aber diese Krankheit ist etwas Neues
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