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.»Du gehst ins Bad,ich in den Keller.«Missmutig mustert er die Gummidinger.»Wenn du das Hausdurchsuchen willst, wieso haben wir nicht Onkel und Neffen mitge-bracht und das Team?«»Wir brauchen Ideen.«Ralph zuckt mit den Achseln und schlurft ins Bad.Minuten später treffen sie sich wieder.Die Ausbeute ist mager.Ralph hat ein paar Medikamente, Rosy ein Pflanzenschutzmittel.»Dachtest du, Gaunt lässt die Beweise offen rumliegen?« Ralphsetzt sich an den Esstisch.Es ist der Platz des Hausherrn.Rosy nimmt auf Emilys Stuhl Platz.»Hier haben sie gesessen,Tag für Tag, jahrelang.Er hat ihr Kaffee serviert, Limonade, warmeMilch.«»Und Milchreis.«233/249»Manchmal war etwas von dem Zeug in Emilys Mahlzeit, einekleine Dosis, mehr nicht.Der Mann sah zu, wie das Gift seine Fraunach und nach zerstörte.«Der Stock in ihrem Rücken stört Rosy.Sie nimmt ihn in dieHand.»Welch eine Kälte ist nötig, so etwas monatelang durchzuziehen,was für eine Herzlosigkeit? Du vernichtest ein Menschenleben,ganz bewusst.Kein Mitleid, keine Reue, Gaunt machte immer weit-er.« Sie betrachtet den silbernen Knauf.»Eines Tages konnte seineFrau nicht mehr richtig laufen, hatte Gleichgewichtsprobleme, sieging am Stock.Sie machte sich Vorwürfe, dass sie ihrem wun-derbaren Edward zur Last fällt.Sie muss es gehasst haben, aufdieses Ding angewiesen zu sein.« Hart pocht Rosy auf den Boden.»Und sie hält auch jetzt noch zu ihm.Wenn das unter bedin-gungslose Liebe läuft, kann ich darauf verzichten.«Rosy dreht den schwarz lackierten Holzstab zwischen denFingern.»Der Stock ihres Vaters.Der Mann, der Emily vorwarf,dass sie sich für Edward aufgibt.Sie wäre gern gereist, wollteArchäologie studieren.Für die Ehe mit Edward hat sie sich allesversagt.«»Und jetzt gibt sie sich wieder auf«, sagt Ralph, »durch ihrSchweigen.«Sie starren in das stille Haus.»Nein.« Mit einem Ruck kommt Rosy hoch.»Das lasse ich nichtzu.« Sie packt den Stock mit beiden Händen.»Wir hindern siedaran.Wie spät ist es?«»Gleich halb neun.« Einäugig beobachtet er, wie Rosemary zumTelefon greift.Es ist Nacht.Belebte Stille herrscht in dem großen Betrieb, derMenschen heilen, ihr Leid erträglich machen soll.Da sind die234/249langen Korridore in den unterschiedlichen Farben, die Haltegriffe,die Hinweisschilder, die Behindertentoiletten.Durch den lindgrünen Korridor bewegen sich die Polizisten aufdas Zimmer zu, in dem sie die Wahrheit erwarten.Man wird sieihnen nicht freiwillig sagen, erst muss ein Damm brechen, einRelais fallen.Vor dem Zimmer bleiben sie stehen.Rosy betrachtetden kahlen Schädel vor sich.Einem pickenden Vogelkopf ähnlich,hebt und senkt er sich.Sie gibt Ralph ein Zeichen.Er tritt als Ersterein.Neigt Rosemary zu drastischen Ermittlungsmethoden? Geht siezu weit? Strapaziert sie ihren Einfluss als ranghohe Polizeibeamtin?Trotz der späten Stunde hat sie mit dem Chefarzt der Pflegeeinrich-tung gesprochen, in der Emilys Vater untergebracht ist.Ein gutesHeim, ein teures, das dem alten Mann einen würdigen Lebensausk-lang bietet.Der Leiter stimmte Rosys Bitte unter der Auflage zu,dass der alte Mann vor 23.00 Uhr zurück sein muss.Emily Gaunt liegt im Bett und starrt zum TV-Gerät, dessen Bilderlautlos zucken.Zwei Finger ihrer linken Hand schaben am Daumender rechten Hand, unaufhörlich.»Guten Abend, Mrs Gaunt.«Langsam wendet sie sich um, als sei es einerlei, wer eintritt.Durch den Kopfverband erkennt sie Ralph nicht gleich.»Ich bin Sergeant Bellamy.«»Sergeant?« Ihr Blick verdüstert sich.»Polizei zu Mittag, Polizeiam Abend? Was wollen Sie jetzt schon wieder von mir?«»Ich habe Besuch für Sie.« Ralph geht näher.Die Kranke zeigt auf seinen vermummten Kopf.»Was istpassiert?«Ralph greift zu einer Notlüge.Es geht nicht darum, dass EmilysMann ihn niedergeschlagen hat.Es geht um das innere Gefängnis,235/249in dem diese Frau sich verbarrikadiert.»Ein Arbeitsunfall, halb soschlimm.«»Wo ist Ihre Chefin?«»Darf sie den Besuch hereinbringen?«Keine Neugier, kein Interesse.Mrs Gaunt hebt den Blick zu denstummen Bildern.Ralph greift zur Fernbedienung und schaltet ab.Ein Geräusch vor der Tür.Inspector Daybell schiebt einen Roll-stuhl.Zwielicht im Zimmer, nur eine Lampe brennt, beleuchtetauch den Bettrand.Die Beine des Mannes im Rollstuhl tauchen indas Licht.Auf seinen Knien liegt ein schwarzer Stock.Der Knauf istaus getriebenem Silber und läuft in eine Hundeschnauze aus.DieHand des Mannes umfasst den Knauf.Ein Griff wie eine Erinner-ung.Er hat den Stock oft benutzt.Die Frau im Krankenbett erschrickt, weniger über den Besucherals über das Ding in seiner Hand.Sie betrachtet die sanften Zügedes alten Menschen, seine freundlichen Augen.Der scharfe Randauf seiner Stirn lässt darauf schließen, dass er im Freien eine Mützeträgt.»Hallo, Papa.Was machst du denn hier?«Er antwortet nicht, aber sein Blick verrät, er kennt die Stimme.Fragend schaut Mrs Gaunt zur Kommissarin.»Warum bringenSie ihn her?«Rosy beugt sich über den nickenden Kopf des Mannes.»Siehaben Ihrem Vater viel zu erzählen.Das sagten Sie zu mir.Siefürchten, er versteht Sie nicht mehr.Glauben Sie mir, Mrs Gaunt,Ihr Vater versteht Sie ganz genau.«Nach einer Pause ergreift Emily die geschrumpfte Männerhand.»Hast du deinen Stock wieder, Papa?« Bei der Berührung des Sil-berknaufes erstarrt sie.Ein Schluchzen bricht aus ihr hervor.236/249»Ihr Vater schärfte Ihnen ein, sich niemals aufzugeben, Emily.Sagen Sie ihm, was Ihnen auf der Seele brennt.Ich bitte Sie.TunSie es für sich selbst.«Die Tränen laufen über Mrs Gaunts Wangen, suchen ihren Wegin den Falten des eingefallenen Gesichts.»Sie decken einen zweifachen Mörder«, fährt Rosy fort.»DenMann, der seine Geliebte erschlug.Der Ihre Freundin Harriet in dieTiefe stürzte.Den Mann, der Sie vergiftet hat.«»Es stimmt nicht«, murmelt die Kranke.»Es stimmt so nicht.«Ralph will etwas erwidern.Rosy gibt ihm zu verstehen, er sollsich gedulden.Der alte Mann wird unruhig.Sein Kopf nickt schneller.Mühsambewegen sich seine Lippen.Er ringt mit einem Wort.»Todd Tod dy.«»So nannte er mich als kleines Mädchen«, flüstert Emily.»Toddyund Daddy gehen in die Stadt.« Mit beiden Händen streicht sie dasHaar zurück.Ihre Züge straffen sich.»Edward sagte, er wollte un-sere Ehe retten.Dass er es für uns getan hat.Es war ein Unfall,sagte er.«Über dem Rollstuhl richtet Rosy sich auf.»Was genau ist Dien-stagnacht passiert?«»Abends hatte er das Seminar mit der gesamten Gruppe.Danachkommt er meistens heim.«»Aber nicht an diesem Dienstag.«»Er rief mich an.Die Studenten hätten ihn zum Bier eingeladen.Es würde später werden.«»Wann kam er tatsächlich nach Hause?«»Zwanzig Minuten vor zwölf.«»Wieso wissen Sie das so genau?«237/249»Weil ich nicht einschlafen kann, wenn er nicht da ist.Ich schaueständig auf die Uhr.Endlich fuhr das Auto auf den Parkplatz.Erkam herein, in einem schrecklichen Zustand.Er wirkte abgehetzt.«Rosy stützt sich auf die Rollstuhlgriffe.»Abgehetzt?«»Er rechnete damit, dass die Polizei jederzeit zu uns kommt.Ererzählte von einem fürchterlichen Unfall, bei dem Miss Perry zuTode gekommen ist.«»Was sagte Ihr Mann, weshalb er Gwendolyn getroffen hat?«»Angeblich ließ sie ihn nicht in Ruhe.Sie liebte ihn noch undwollte nicht wahrhaben, dass es aus ist.«»Und das glaubten Sie ihm?«»Anfangs ja.«»Hat er jemals die Scheidung von Ihnen verlangt?«Mrs Gaunt senkt den Blick.»Ich habe Edward gedroht, michumzubringen, falls er mich verlässt.«»Da haben Sie ihn wohl auf eine Idee gebracht«, sagt Ralph indie Stille
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